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Im Dickicht der Gesetze

Seit ein paar Wochen ist das ganz normale Leben äußerst kompliziert geworden. Die Zehn Gebote sind eine Kleinigkeit gegenüber der Flut an Gesetzen und Verordnungen, die die Regierungen derzeit weltweit veröffentlichen. Was noch erlaubt, gerade noch gesetzeskonform oder bereits strafbar ist, da haben die besten Juristen manchmal keinen Durchblick mehr.

 

Schränken  uns diese von außen auferlegten Normen nicht gänzlich in unserer Kreativität ein? Viele der großen Leistungen der Menschheit in Wissenschaft, Kultur und Religion sind doch nicht durch viele Gesetzesvorgaben erfolgt, sondern durch die freie Entfaltung des menschlichen Geistes und seiner Schaffenskraft.

 

Es stimmt, was wir aus innerem Antrieb und aus freier Entscheidung tun können, das beflügelt uns und gibt uns Auftrieb. Aber es gibt auch eine Entfaltungsmöglichkeit, die aus dem uns auferlegten kleinen Radius kommt. Es gäbe viele Beispiele zu erzählen, wie Menschen gerade in der Zeit der Einschränkung zur vollen Reife gelangt sind. Manche Wissenschaftler hatten ihre fruchtbarste Periode in der Zeit des auferlegten Hausarrests. Der heilige Johannes vom Kreuz schenkte der christlichen Welt tiefe mystische Erfahrungen während einer erbärmlichen Gefangenschaft. Otto Neururer, der Selige Tiroler Priester, der eine Zeitlang sogar in meinem Pfarrhaus gelebt hat, reifte im KZ zu heroischer Gottes- und Nächstenliebe.   

 

 

Bescheidene Erfahrungen dieser Art können auch wir machen, wenn wir den kleinen Spielraum, den wir derzeit haben, möglichst gut ausfüllen. Lasst uns die engen Grenzen erweitern durch kreative Liebe.

 

(c) Pfarrer Christoph Haider